Der adolfinische Säugling

Die diskursive Situation rund um den Nationalsozialismus hat in der BRD einen bestimmten Typus des Intellektuellen herangezüchtet: Den adolfinischen Säugling.

Adolf Hitler wurde hierbei zur Mutter umfunktioniert, zur Alma Mater. Der adolfinische Säugling nährt seine Selbstplausibilisierung von der Milch aus den Brüsten Adolfine Hitlers.

Mechanisch oder maschinell wie am Fließband wird regelmäßig wiederholt: Hitler doof. Nazi böse. Auschwitz schlimm.

Das Denken und der Dialog wird ersetzt mit Betroffenheitsdesign oder einer Art von industrieller Erschüttertheitsproduktion.

Der Betroffenheitsdesigner hält dann regelmäßig Reden zu Gedenktagen oder auf Podien und übernimmt in der deutschen Gesellschaft die Funktion des bezahlten Klageweibs. Die nährende Säuglingsmilch fließt dann in Form von Tantiemen oder Redehonorare in die Betroffenheitsdesignerkasse.

Adolfine Hitler sollte eigentlich nicht die Mutti der Intellektuellen Gestimmtheit sein. Die Mutti sollte, wie Hölderlin wusste, das Getreide oder die nährende Erde bleiben.

Weil aber der deutsche Intellektuelle sich Hitler zu seiner Mutter gewählt hat, bekommt er eine Art Maschinenmilch. Und das ist nicht gut. Es wirkt sich sogar negativ und kontraproduktiv auf das aus, was eigentlich gewollt ist, nämlich Vergangenheitsverständnis und Aufarbeitung.

Der adolfinische Säugling: Er kann über alles sprechen und findet Kriege echt doof. Bei Bedarf redet er auch über die Antike oder er schreibt ein Gedicht. Er findet Hitler und den Nationalsozialismus echt total doof. Er kann auch über Wissenschaft sprechen und über das Universum. Und bei Bedarf spricht er auch in mehreren Sprachen über Stadtplanung oder irgendein anderes Thema.

Der adolfinische Säugling saugt aus den Brüsten Hitlers die argumentativen Proteine und Hormone, die ihn ernähren aber zugleich auch sein Denken und das Gehirn sedieren, um es für die neuerlichen Gleichschaltungsprogramme von Transhumanismus, Designerbabys, Digitalwährungen und technokratisch digitaler Hygienegesellschaft vorbereitend einzuschläfern.

Das Unappetitliche daran: Eine reale zivilgesellschaftliche Katastrophe wie zum Beispiel Auschwitz und der zweite Weltkrieg wird nicht etwa wirklich aufgearbeitet und verstanden oder als Menetekel im Gedächtnis behalten, sondern lediglich instrumentalisiert für den täglichen Grüßaugust, Bekenntnisautomaten, Gesslerhüte, semikirchliche Bischofsämter und einen schleichenden Phänozid am weltvernehmenden Fragen und Denken.

Wenn heute jeder kognitive Zierkürbis und jede postmoderne Feuilletonaubergine das Hitlerding oder das Naziargument als Blindenstock benutzt, um sich seinen Weg durch alle nichtstromlinienförmigen Haltungen und Meinungen freizuschlagen oder um sich auf der Besetzungscouch für kulturpolitische Alimentierungen nach oben zu hitlern, dann wird ein Menetekel wie der Nationalsozialismus dadurch auf schleichende Art stärker in die Verblassung und in das Vergessen getrieben als dieses jemals einem eingefleischten Neonazi oder Auschwitzleugner gelingen könnte. Auch der neue Teufel kommt hinkend in die Epoche. Sein diskursiver Krückstock heißt „Nazi!“ “Nazi!“

Das Menetekel Zweiter Weltkrieg und der Nationalsozialismus sinkt heute herab zum Status einer rhetorischen Benutzeroberfläche für alles und jeden, für Dummköpfe und die völlig entleerte Warnrede. Der geistlose Mißbrauch des Signalworts Nazi! als Warnruf durch kulturpolitische Kretins lässt eine zivilgesellschaftliche Katastrophe wie Auschwitz mit der selben Banalität des Bösen in die Gleichgültigkeit hinein verblassen, mit der sie vor 80 Jahren ihrer schmerzhaften Epoche den heftigsten Kontrast aufprägte.

Muss man heute womöglich wirklich AFD wählen, um das Gedächtnis des Nationalsozialismus als genuinen Teil der deutschen Geschichte vor dem Ausbleichen zu bewahren und vor der allmählichen Vergleichgültigung in der linksgrünversifften Vergleichgültigung der neuen Gleichschaltung?? Ein komplexer und schwieriger Fall von Dialektik. Naturschutz des Geistes. Andererseits weiß man als Philosoph natürlich aus Erfahrung, dass Geist und Politik zumeist getrennte Wege gehen. Aber garnicht wählen geht auch nicht. Schwierige offene Frage. Gesunde Gesellschaften oder nichtgeistesgestörte Diskurse sprechen immer von der „Mutter Erde“. Hier liegt normalerweise der gesunde und nichtideologische Kern von „Boden“ oder „Heimat“ mit der man verwurzelt ist. Und hier läge normalerweise auch der nachvollziehbare Impuls für Naturschutz. Da der geistesgestörte Deutsche als adolphinischer Säugling sich jedoch Adolfine Hitler als milchgebende Mutter gewählt hat, ergibt sich daraus die mentale Horrorfratze, die der Volksmund das „Linksgrünversiffte“ nennt. Dialektik im Double-Bind.

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